Das Klima wartet nicht – Verbände erarbeiten Anforderungsprofil für Brennstoffzellen-LKW
Handel, Chemie und Verkehrswirtschaft in NRW erarbeiten Anforderungsprofil für Brennstoffzellen-LKW / Dialog mit Herstellern geplant zur raschen Markteinführung
Eine nachhaltige Logistik ist ein wichtiger Baustein, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Dabei geht es einerseits um die Verlagerung von Transporten auf die Schiene und die Wasserstraße, andererseits aber ganz wesentlich auch um alternative Antriebe im Straßengüterverkehr. Für LKW ist die Brennstoffzelle dabei eine vielversprechende Option.
Die Branchenverbände HDE, VCI NRW und VVWL haben nun in Kooperation mit dem NRW-Wirtschaftsministerium und der EnergieAgentur.NRW eine Workshop-Reihe konzipiert, über die ein Anforderungsprofil aus Anwender- und Verladersicht an LKW mit dem neuen Antrieb formuliert werden soll.
Am heutigen Donnerstag findet der erste Workshop dieser zunächst zweiteilig geplanten Veranstaltungsreihe im Online-Format mit über 60 registrierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus den drei Branchen statt.
Diskutiert werden sollen etwa die benötigten Reichweiten und demzufolge die erforderliche Tank-Infrastruktur, Fragen der Transportlast, die insbesondere in der Chemielogistik häufig sehr hoch liegt, genauso wie Aspekte der notwendigen Förderlandschaft, die es erst ermöglicht, dass H2-LKW auf die Straße kommen.
Die Idee ist, die Diskussionsergebnisse dieser und weiterer Einzelfragen in einem zweiten Schritt zu einem klaren Anforderungsprofil der beiden transportintensiven Branchen Handel und Chemie sowie der Verkehrswirtschaft als enger Dienstleistungspartner zusammenzuführen. Ein zweiter für den 21. April 2021 terminierter Workshop dient dann der Diskussion des Profils mit Nutzfahrzeugherstellern.
HDE, VCI NRW und VVWL erklären: „Wir erleben es bei vielen neuen Technologien: Anwender warten auf das Angebot, Hersteller auf die Nachfrage. Mit unserer Initiative wollen wir den ‚Kreis des Wartens‘ beim Brennstoffzellen-LKW durchbrechen. Unser Dialog soll letztlich dazu führen, dass interessierte Hersteller und Anwender Projektpartnerschaften schließen, die „grüne LKW“ auf die Straßen bringen, die ein wichtiger Baustein zur Erreichung der Klimaschutzziele sind. Mit dem zunächst gewählten Fokus auf NRW und drei Branchen wollen wir möglichst schnell konkret werden.“
Hintergrund Brennstoffzellen-LKW
Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 die Emissionen im Verkehrsbereich um knapp 42 % verglichen mit 1990 zu senken. Alternative Antriebe gerade auch im Güterverkehr sind dafür ein zentraler Baustein. Der Brennstoffzellenantrieb ist aufgrund der potenziell großen Reichweite und hohen Nutzlast sowie einer kurzen Ladedauer eine vielversprechende Technologieoption. Darauf setzt beispielsweise auch die NRW-Wasserstoff-Roadmap, die als Zielmarke ausruft, 400 Brennstoffzellen-Lkw bis zum Jahr 2024 auf die Straße zu bringen. In einer Brennstoffzelle werden Wasserstoff und Sauerstoff in Verbindung gebracht. Es entsteht eine chemische Reaktion, bei der elektrische Energie zum Antrieb des Fahrzeugs freigesetzt wird. Wenn der Wasserstoff aus erneuerbaren Energien erzeugt wird, ist der Prozess komplett CO₂-frei. Viele Hersteller arbeiten bereits an entsprechenden LKW-Projekten. Vereinzelt sind Prototypen und Kleinserien im Einsatz (etwa in der Schweiz). Für den großflächigen Einsatz bedarf es aber noch intensiver Entwicklungsarbeit und Anpassungen beim regulatorischen Rahmen, der den Hochlauf der Technologie unterstützt.
Die Verbände
Der Handelsverband Deutschland (HDE) ist die Spitzenorganisation des deutschen Einzelhandels. Insgesamt erwirtschaften in Deutschland 300.000 Einzelhandelsunternehmen mit drei Millionen Beschäftigten an 450.000 Standorten einen Umsatz von mehr als 540 Milliarden Euro jährlich. Die Klimaschutzoffensive ist eine Initiative des HDE und des Verbundpartners adelphi zur Vermeidung von CO₂-Emissionen im Einzelhandel.
Der VCI NRW vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von etwa 500 in NRW ansässigen deutschen Chemieunternehmen und deutschen Tochterunternehmen ausländischer Konzerne gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. Die Branche setzte 2019 rund 51,5 Milliarden Euro um und beschäftigte etwa 110.000 Mitarbeiter. Sitz des VCI NRW ist Düsseldorf. Die Verbandspolitik wird von einem ehrenamtlichen Vorstand und der Geschäftsführung unter Mitarbeit einiger Fachausschüsse gestaltet.
Der Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen e.V. (VVWL) repräsentiert als führender Unternehmer- und Arbeitgeberverband der Logistik in NRW die private Transportwirtschaft, die Spedition, Möbelspedition, Entsorgung und Logistik in NRW. In der Kernbranche Logistik waren zum Stichtag 30. Juni 2018 über 364.000 Mitarbeiter sozialversicherungspflichtig beschäftigt; Die insgesamt 24.000 Unternehmen erwirtschaften jährlich einen Umsatz von rund 68 Milliarden Euro.