HDE sieht Erfolgsmodell im digitalen Euro, auch ohne Akzeptanzpflicht
Der Handelsverband Deutschland (HDE) begrüßt die Bemühungen des Eurosystems und der EU-Kommission zur Einführung einer digitalen Währung in Europa. Der heute veröffentlichte Regulierungsentwurf zeigt laut Verband, dass gemeinsam mit der für den Herbst erwarteten Empfehlung der EZB die Grundlagen für digitales Bargeld gelegt werden können. Der Erfolg hänge aber von Details in der Umsetzung ab.
„Der digitale Euro kann erfolgreich werden. Noch steckt aber die konkrete Ausgestaltung in ihren Anfängen. Antworten auf Fragen nach einer Akzeptanzpflicht, nach der Verteilung der anfallenden Kosten und nach größtmöglicher Anonymität müssen den Anforderungen der Nutzer entsprechen“, so Ulrich Binnebößel, HDE-Abteilungsleiter Zahlungsverkehr. Die aktuell vorliegenden Entwürfe zeigten, dass für eine überzeugende Lösung weitere intensive Arbeiten erfolgen müssten.
Ein falsches Signal sendet aus Sicht des HDE die Festlegung einer Akzeptanzpflicht. Händlerinnen und Händler sollten weiterhin in der Lage sein, im Rahmen der Vertragsfreiheit alle Zahlarten festzulegen und dies auf handhabbare Weise, etwa durch Aushänge, zu kommunizieren. „Der digitale Euro sollte mit seiner Funktionalität und Effizienz überzeugen. Dann ergibt sich eine breite Akzeptanz von allein und es braucht keine umfassende, zwangsweise Akzeptanzpflicht“, so Binnebößel weiter. Auch einer gesetzlichen Verpflichtung zur Akzeptanz von Noten und Münzen stehe der Handel kritisch gegenüber. Händlerinnen und Händler müssten weiterhin die Freiheit haben, ihre Präferenzen bei den verfügbaren Bezahloptionen selbst zu wählen.
Der HDE spricht sich zudem gegen die Pläne zu einer Inter-Payment-Service-Provider-Gebühr (Inter-PSP) aus, mit der die anfallenden Kosten der ausgebenden Stellen auf der Verbraucherseite dem akzeptierenden Handel aufgebürdet werden sollen. „Eine solche Kompensationslösung konterkariert in der angedachten Form das Ziel der Trennung der beiden Marktseiten und verhindert einen unabhängigen Wettbewerb der Anbieter“, betont Binnebößel. Stattdessen sollte die Handhabung wie beim Bargeld erfolgen, bei der sich beide Marktseiten selbst organisieren und die Kosten tragen. Eine kostenlose Nutzung durch den Zahlenden könnte dann beispielsweise durch staatliche Fördermittel erreicht werden.
Letztlich müssen laut HDE auch die Kundinnen und Kunden vom digitalen Euro überzeugt sein. Sie müssen ihrer Wallet sowie dem Abwicklungssystem vertrauen können, dass keine personenbezogenen Daten gespeichert und nachverfolgt werden. „Größtmögliche Anonymität und perfekter Datenschutz sind für den Kunden unverzichtbar und daher für den akzeptierenden Handel ebenfalls im Anforderungsprofil gesetzt“, so Binnebößel weiter. Das Ziel müsse sein, einen digitalen Zwilling des Euro-Bargeldes mit gleichen Funktionen in anderem Aggregatszustand zu erhalten, mit dem innovative Zahlverfahren auf allen Kanälen online und offline entstehen können.