Digitaler Euro: Einzelhandel unterstützt EZB-Entscheidung für Einleitung nächster Phase
Dass die Europäische Zentralbank (EZB) in dieser Woche die Einleitung der Realisierungsphase zum digitalen Euro bekanntgegeben hat, ist aus Sicht des Handelsverbandes Deutschland (HDE) ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Nach einer zweijährigen Untersuchungsphase signalisiert die EZB damit, dass die Einführung einer digitalen europäischen Währung weiterhin angestrebt wird.
„Wünschenswert wäre ein deutlicheres Bekenntnis der EZB zum digitalen Euro gewesen. Auch ein Signal für eine möglichst zügige Umsetzung ist leider ausgeblieben. Doch die Untersuchungsphase der vergangenen zwei Jahre hat gezeigt, dass einige Fragen offen sind. Diese müssen nun angegangen und mutig gelöst werden“, so Ulrich Binnebößel, HDE-Abteilungsleiter Zahlungsverkehr. Mit der Einleitung einer weiteren Entwicklungsphase halte sich die EZB zunächst weiterhin alle Optionen offen und lasse auch den Einzelhandel weiter warten. „Es bleibt aber die Hoffnung auf eine echte neue Zahlungslösung für einen modernen Zahlungsverkehr“, so Binnebößel weiter.
Noch besteht aus Sicht des HDE an einigen Stellen allerdings Klärungsbedarf. Aus Bankensicht werden die Gefährdung der Finanzmarktstabilität und ein möglicher Eingriff in den privaten Markt der Zahlungsanbieter diskutiert. Aus Verbrauchersicht ist die Gefahr des Verlustes der Anonymität kritisch, da mit der Einführung einer digitalen Währung die schleichende Aufgabe des Bargeldes befürchtet wird. „Es liegt nicht nur an der EZB, hier für Klarheit zu sorgen. Auch der Gesetzgeber ist gefordert“, so Binnebößel weiter. Ein erster Schritt sei mit einem klaren Bekenntnis zum Erhalt des Bargeldes getan. Nun müssten auch Vorgaben an Banken erfolgen, die für einen stabilen Finanzmarkt sorgen. „Für den Einzelhandel ist der Mehrwert einer digitalen Währung klar. Ein gut gemachter digitaler Euro kann einen Beitrag für mehr Effizienz im Payment leisten und sowohl kanalunabhängig als auch grenzüberschreitend zu einem echten alternativen Zahlverfahren werden“, so Binnebößel. Einsetzbar im stationären Handel und auf digitalen Wegen wie im Online-Shopping, grenzüberschreitend mit hoher Akzeptanzreichweite, unabhängig von globalen Anbietern und mit hoher Anonymität zwischen Zahler und Zahlungsempfänger könne eine Zahlart entstehen, die zur Selbstverständlichkeit werde wie es heute das Bezahlen mit Münzen und Banknoten sei.
Dazu braucht es laut HDE jedoch mutige Entscheidungen von Politik und EZB. Die Risiken eines potenziellen Missbrauchs etwa durch Geldwäsche dürfen nicht zu einer unpraktikablen Beschränkung der Einsatzmöglichkeiten führen und den möglichen Nutzen für Verbraucher sowie Handel einschränken. „Größtmögliche Anonymität und Einsetzbarkeit für alle Alltagszahlungen, auch mit höheren Beträgen, sollte im Fokus stehen“, betont Binnebößel. Banken wiederum müssten Wege finden, um robuster gegen Liquiditätsschwankungen zu werden. Notfalls müsse das mit Unterstützung des Eurosystems geschehen. Nur so werde ein digitales Pendant zum Bargeld erfolgreich sein können.